Jochen Malmsheimer, der wortgewaltigste Humorist des deutschen Kabaretts sorgt seit 20 Jahren mit seinen Soloprogrammen für volle Säle und endlose Lachsalven – auf höchstem Niveau. Weil er die Tagespolitik links (oder rechts) liegen läßt, sind seine Programme zeitlos aktuell. 2018 erhielt der den Deutsche Kabarettpreis, denn so die Jury:
„Sein Talent zum Erzählen skurriler Geschichten mitten aus dem Leben, sein Gespür für Worte und seine bedingungslose Liebe zur Sprache sind im deutschsprachigen Kabarett unerreicht. Darüber hinaus verfügt er über eine Bühnenpräsenz, die sein Publikum atemlos und überwältigt zurücklässt angesichts eines wahrhaft einzigartigen Humorkünstlers.“
TACKER FiLM präsentiert vier Erfolgsprogramme ungekürzt:
- Wenn Worte reden könnten oder: 14 Tage im Leben einer Stunde
- Ich bin kein Tag für eine Nacht oder: Ein Abend in Holz
- Flieg Fisch, lies und gesunde! oder: Glück, wo ist Dein Stachel?!
- Ermpftschnuggn trødå – hinterm Staunen kauert die Frappanz!
Wenn Worte reden könnten oder: 14 Tage im Leben einer Stunde
Jochen Malmsheimer, der vielfach preisgekrönte Kabarettist und „König der Komiker“ (Nürnberger Zeitung), ist der Meister des epischen Kabaretts. Sein leidenschaftlicher Vortrag ist unverwechselbar, lustvoll und in immer wieder neuen Formen hebt er die Grenzen zwischen Unsinn und Poesie auf. Hier bleibt kein Wort auf dem anderen.
Alle vier aufgezeichneten Programme von Jochen Malmsheimer werden heute noch gespielt, sie sind zeitlos aktuell, weil sie politische Aktualitäten aussparen – die bekanntlich ein schnelles Verfallsdatum haben. Programme ohne Mindesthaltbarkeitsdatum – ähnlich wie die Programme von Hüsch.
Wer die ästhetisch gruseligen 70er Jahre miterlebt hat, trifft in Malmsheimers erstem Soloprogramm auf viele alte Bekannte: Die Bekleidung der „Omma“, das Werbefernsehen mit Tante Tilly, die orangefarbenen Telefone, Filme mit Lex Barker oder die Entgleisungen typischer Schüler-Feten. Und ein Modelleisenbahn-Kauf zur Weihnachtszeit erinnert in seiner herrlichen Absurdität an Loriot (Opa Hoppenstedt läßt grüßen).
In allen Malmsheimer-Programmen werden sprachliche Schludrigkeiten und Modernismen kunstvoll aufs Korn genommen, seziert und verurteilt. So gelingt auch der Nachweis, dass der weit verbreitete Spruch „Sinn machen“ keinen Sinn ergibt…
Was geschähe, „Wenn Worte reden könnten“? Das Geschäft des Sprechens, von fast jedermann schamfrei in jeglicher Lebenslage schwunghaft betrieben, ist ein komplizierteres, als man gemeinhin ahnen möchte. Wie soll es da erst den Worten ergehen? Genau das erfahren die Zuschauer von Jochen Malmsheimer am Ende dieses hoch unterhaltsamen Programms in einem fulminanten Finale.
Länge: 103 Minuten, aufgezeichnet im Comedia Theater, Köln.
Ich bin kein Tag für eine Nacht oder: Ein Abend in Holz
In allen Malmsheimer-Programmen gibt es Nummern, in denen mehrere Personen mit einander sprechen. Alle „Rollen“ spricht Malmsheimer selbst, jeweils mit eigener Sprachfärbung, manchmal auch im Dialekt. Auch das erinnert an Loriot – nur das der alles vorproduzieren konnte, während Malmsheimer das live macht und es in einem atemberaubenden Tempo vorträgt. Hier geht es um eine Kochshow im Radio: „kochen mit Jochen“ – eine furiose Parodie auf einfältige Rundfunk-Formate.
„Diskothek“ nannte man früher den Ort, in dem die Handlung der umwerfend komischen Nummer „Ich bin keine Tag für eine Nacht“ spielt. Die Artikulations-Probleme eines Pubertierenden werden als chaotische Vorgänge im Gehirn des Heranwachsenden mit verschiedenen Sprechrollen seziert. Die Handlung erinnert an Kommandozentralen in Katastrophenfilmen – nur das man hier aus dem lachen nicht herauskommt.
Länge: 101 Minuten, aufgezeichnet im Unterhaus, Mainz.
Flieg Fisch, lies und gesunde! oder: Glück, wo ist Dein Stachel?!
Zwischen den ersten drei Programmen liegen jeweils vier Jahre. „Was soll nur aus uns werden, wenn selbst Männer altern?“ fragt sich Jochen Malmsheimer. Der reife Mann analysiert noch schärfer und grantiger, sei es das Aussehen und Benehmen von Mitmenschen oder das Verhalten von Meerschweinchen. Beim Zoobesuch erscheinen die menschlichen Besucher als die größere Exoten als die inhaftierten Tiere. Auch eine geniale Hörfunk-Parodie gibt es wieder: diesmal wird eine „Anruf-Sendung“ mit einem „Experten im Studio“ Opfer des wahnwitzigen Spotts.
Der geniale Höhepunkt des Programms ist die „Weltverschwörung der Bücher“. Wir belauschen Bücher, wie sie sich temperamentvoll über ihre Bedeutung und Wichtigkeit streiten. Sie alle haben eine eigene Persönlichkeit, es gibt Eifersüchteleien, es „menschelt“ . In einem rasanten Finale wird schließlich auch das Geheimnis der Losung von „Flieg Fisch, lies und gesunde …“ gelüftet.
Länge: 116 Minuten, aufgezeichnet im Unterhaus, Mainz.
Ermpftschnuggn trødå – hinterm Staunen kauert die Frappanz!
Malmsheimers viertes abendfüllendes Wortgestöber zirkuliert um eines seiner Lieblingsthemen: die deutsche Sprache. Ganz nebenbei ereignen sich dabei eine Menge Missverständnisse, Unverständnisse und Einverständnisse, sei es in der ersten Reihe, im eigenen Heim, in fernen Ländern oder in den „Psalmen der Sorge“. Ein einziges Fest.
Am Ende fügt sich alles recht schön im Epikzentrum zusammen, und zwar mit Subjekt, Prädikat und Objekt, also in ganzen Sätzen. Damit das jetzt endlich mal klar ist. Näheres regelt ein Bundesgesetz.
Länge: 99 Minuten, aufgezeichnet in der Scala, Leverkusen.