„Ich heiße nicht nur Heinz Erhardt, sondern Sie auch herzlich willkommen.“
Heinz Erhardt ist bis heute Deutschlands beliebtester Komiker, seine Spielfilme kennt jeder. Doch viel lieber trat er vor Publikum auf. Nach seiner Karriere im Hörfunk moderierte er seit den 50er Jahren zahlreiche Fernsehshows. Hier konnte er sein komödiantisches Talent viel besser ausleben als in den Kinofilmen. TACKER FILM hat alle noch vorhandenen Fernsehauftritte von Heinz Erhardt aus den Archiven geborgen und die Höhepunkte auf dieser DVD zusammengestellt – drei Stunden Heinz Erhardt in Höchstform! Mit seiner unnachahmlichen Art reißt der scheinbar schüchterne Schelm jedes Publikum zu Lachsalven hin.
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Heinz Erhardt – der große Schelm
Heinz Erhardt war ein Einzelkind. Als ein Reporter ihn nach seiner Schulzeit befragt, kommt die Antwort schnell „Oh, könn´ wir nicht über was anderes sprechen? In den Pausen war ich sehr gut, doch sobald der Lehrer das Zimmer betrat, versagte ich doch ziemlich.“
„Er hat die Schule gehasst wie die Pest“, erzählt seine Tochter Grit Bertold im Interview, das als Bonusmaterial auf der DVD „Heinz Erhardt in seinen schönsten Fernsehauftritten“ enthalten ist. Immer wieder hat er schlechte Zeugnisse. Er muss oft die Schule wechseln, da die Familie ständig umzieht. Sein Vater ist Theater-Kapellmeister und hat immer wieder wechselnde Engagements an verschiedenen deutschen Theatern.
Seine Jugend in Riga als Teil der deutschsprachigen Minderheit hat Erhardt als „sehr schön“ in Erinnerung. Schon mit vier Jahren bekommt er Klavierunterricht. „Das einzige Gebiet, wo ich sehr fleißig war“. Mit 15 steht sein Berufswunsch fest: Er möchte Pianist werden. Der junge Erhardt beginnt zu komponieren, gleichzeitig entstehen auch schon die ersten Gedichte.
Der Großvater mütterlicherseits hat ein großes Musikgeschäft und eine Gastspieldirektion. Schon als Jugendlicher kann Erhardt dadurch berühmte Musiker und Komponisten kennenlernen. Im Geschäft seines Großvaters arbeitet Heinz mehrere Jahre mit. Er wird auch oft „mit Instrumenten zusammen ausgeliehen“ und spielt auf Gesellschaften und Bällen. Auf „bunten Abenden“ trägt er eigene Gedichte vor oder singt Lieder zur Laute. Die Großeltern hoffen, dass Heinz eines Tages das Musikgeschäft übernimmt, seinen Drang zur Bühne mögen sie überhaupt nicht. Ein Musikstudium in Leipzig muss Heinz Erhardt abbrechen und weiter im Musikgeschäft der Großeltern arbeiten.
„Ich war eigentlich ein sehr schüchterner und zurückhaltender junger Mann“, ein Einzelgänger. „Ich spann ein bisschen. Ich hatte auch keine Schulfreunde. Als junger Mensch war ich sehr ernst, die heitere Seite brach erst viel, viel später durch“.
1935 wird geheiratet. Das Paar ist arm, manchmal reicht das Geld nicht, um Milch für die erste Tochter zu kaufen. Zeitlebens wird Heinz Erhardt Angst haben, er könne nicht mehr gefragt sein und nicht genug Geld verdienen. Als immer mehr Balten-Deutsche Riga verlassen, werden auch die Auftrittsmöglichkeiten seltener. 1938 drängt ihn seine Frau, nach Berlin zu gehen. Erste Auftritte hat er dort im „Kabarett der Komiker“. 1939 kommt auch die Familie nach Berlin. Heinz Erhardt beginnt erste kleine Tourneen durch Deutschland. Nach Kriegsausbruch wird er zur Marine eingezogen – als Nichtschwimmer. In der Musikabteilung der Wehrbetreuung wird er als Trommler eingesetzt. Doch auch seine Verse kann er vor den Kameraden vortragen. Durch seine Auftritte vor Soldaten erreicht er damals schon eine gewisse Bekanntheit.
Der Beginn der Komödianten-Karriere
Nach dem Krieg holt ihn der NWDR (Vorläufer von NDR und WDR) zum Hörfunk nach Hamburg. Erhardt wird fest angestellt und tritt in bunten Abenden des Rundfunks auf, schreibt wöchentlich Glossen. Das ist der eigentliche Beginn seiner Komödianten-Karriere. Es reiht sich Auftritt an Auftritt, Heinz Erhardt ist ständig unterwegs, später spielt er auch Theater. „Wir kennen unseren Vater eigentlich nicht anders als arbeitend“, erinnert sich seine Tochter Grit, „Urlaub gab es sowieso nicht“.
Auch wenn Heinz Erhardt nicht oft zuhause ist, seine Kinder schätzen ihn: „Für uns war er ein guter Vater, vor allem weil er nie geschimpft hat.“
Wenn der Vater schreibt, dürfen die Kinder ihn nicht stören. Heinz Erhardt feilt lange an seinen Gedichten, ändert und verbessert die Texte ständig. „Er war ein Perfektionist“, sagt Tochter Grit. Eines Tages, als Heinz Erhardt wieder am Schreibtisch sitzt und dichtet, stören ihn lärmende Kinder im Garten. Er bittet seine Frau Gilda: „Kannst Du die Kinder im Garten nicht mal wegschicken?“, darauf Gilda: „Das geht nicht, das sind alles deine eigenen.“
Heinz Erhardt im Fernsehen
Vom Fernsehen hält Heinz Erhardt anfangs nichts, er steht lieber auf der Bühne. „Ich will nicht ungebeten in die Wohnzimmer kommen“, ist sein Motto. Tatsächlich ist Heinz Erhardt immer dann am besten, wenn er den direkten Kontakt zum Publikum hat. Da läuft er zur Höchstform auf, wie man auf der DVD „Heinz Erhardt – seine schönsten Fernsehauftritte“ sehen kann. Trotzdem kann er den Angeboten der Filmindustrie nicht widerstehen. Seine Kinofilme werden große Erfolge. Bis heute laufen sie immer wieder im Fernsehen. Immerhin kann er in den meist seichten Drehbüchern eine Reihe seiner Wortspiele unterbringen.
Bei der ständigen Arbeit achtet er kaum auf seine Gesundheit. Im Alter von 63 erleidet Heinz Erhardt einen Schlaganfall, der völlige Verlust des Sprachvermögens ist die Folge. Seinen letzten Film kann er nicht mehr selbst synchronisieren. Auch schreiben kann er nicht mehr – die größte Tragik für den Meister der Wortspiele. Seine einzige Freude ist die viele Fanpost, die nach wie vor zahlreich ins Haus flattert.
Nachträglich zum 70. Geburtstag wird Heinz Erhardt am 1. Juni 1979 das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Vier Tage später ist er tot.